(rlp) Lebendig und jung, so präsentiert sich Mainz, und hat darüber hinaus noch viel Geschichtsträchtiges zu bieten. Ebenso Trier: Studentencity und älteste Stadt Deutschlands. Doch auch Koblenz lockt mit Highlights wie dem Deutschen Eck und der Festung Ehrenbreitstein. In Speyer faszinieren das Technik-Museum oder der Dom, der als die größte erhaltene romanische Kirche der Welt gilt. Von hier ist es nicht weit nach Deidesheim, wo man mustergültig ist, wenn es um Entschleunigung und Barrierefreiheit geht. Kurzum: In Rheinland-Pfalz kommen Kulturhungrige voll auf ihre Kosten und profitieren von vielen Angeboten, die auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitäts- oder Sinneseinschränkungen abgestimmt sind.
Willkommen in der Landeshauptstadt
Am besten entdeckt man Mainz während einer Stadtführung, die nach Rücksprache und mit Voranmeldung auf individuelle Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitäts- oder Sinnesbeeinträchtigungen zugeschnitten werden kann. Wer mehr Zeit hat, besucht das Landesmuseum, das für seine Barrierefreiheit zertifiziert ist. Es beherbergt Exponate von der Vorgeschichte über die römische Zeit, das Mittelalter und den Barock bis hin zum Jugendstil und der Kunst des 20. Jahrhunderts und ist für Menschen mit mobilen Einschränkungen oder im Rollstuhl sehr gut zugänglich. Zudem gibt es Videoguides in Gebärdensprache und Audioguides mit Beschreibungen zu Ausstellungen des Hauses. Die Mainzer Lebensart lernt man bei der Einkehr in eine der zahlreichen Straußwirtschaften oder Weinstuben kennen. In der Straußwirtschaft Fasanenhof im Vorort Ebersheim z.B. ist man auf Gäste im Rollstuhl oder mit Gehbehinderung sehr gut eingestellt.
Auf den Spuren der Römer
Die Römerstadt Trier mit ihrem Wahrzeichen, dem Stadttor Porta Nigra, bietet spezielle Führungen für Blinde und Sehbehinderte, Gehörlose und Menschen mit motorischer Beeinträchtigung. Viele Römerbauten im Stadtkern können ohne Schwierigkeiten besichtigt werden. Dazu gehören die „Thermen am Viehmarkt“, das ehemalige Amphitheater, die mächtigen Ruinen der Kaiserthermen sowie das Rheinische Landesmuseum mit der deutschlandweit umfassendsten Sammlung zur Zivilisation, Wirtschaft, Siedlung, Religion und Kunst der ersten vier Jahrhunderte nach Christus. Das Stadtmuseum Simeonstift bietet Rollstuhlfahrern barrierefreien Zugang zu allen Räumen, es gibt Führungen beispielsweise in Gebärdensprache oder für blinde Menschen und Menschen mit Sehbehinderung. Einem Theaterbesuch steht ebenfalls nichts entgegen, denn sowohl mobilitätseingeschränkte Menschen als auch Rollstuhlfahrer erhalten barrierefreien Zugang.
Rheinromantik in Koblenz
Die beste Aussicht auf die Stadt hat, wer in der Seilbahn sitzt und den Blick weit schweifen lässt: Hoch oben thront die Festung Ehrenbreitstein aus dem 16. Jahrhundert, die zweitgrößte, erhaltene Festung Europas. Unten schaut man auf das Deutsche Eck, wo die Mosel in den Rhein mündet, und in der Ferne liegt das UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“. Viele touristische Highlights sind in Koblenz uneingeschränkt erlebbar. So ist die Seilbahn als barrierefrei zertifiziert für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und im Rollstuhl und lädt auch Sehbehinderte zur Mitfahrt in einer der 18 Gondeln ein. Die Festung Ehrenbreitstein weist einen besonders hohen Grad an Barrierefreiheit auf, der für derart historische Bauwerke eher ungewöhnlich ist. Wer tiefer in die Kultur der Region eintauchen will, besucht das Romanticum oder das Mittelrhein-Museum, die beide im modernen Forum Confluentes auf dem Zentralplatz untergebracht sind. Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderung haben in beiden Museen barrierefreien Zugang und vielleicht danach Lust auf eine kreative Pause, die sie an der gut ausgebauten Rheinpromenade verbringen können.
Abstecher in die Pfalz
Die Dom- und Kaiserstadt Speyer bietet mobilitätseingeschränkten Menschen individuell buchbare Stadtführungen und die Möglichkeit, jüdische Stadtgeschichte im Museum SchPIRA kennenzulernen. Es zeigt archäologische Exponate der drei wichtigsten Säulen der jüdischen Gemeinde - Synagoge, Ritualbad und Friedhof – und ist für Menschen mit leichter Gehbehinderung gut zugänglich. Etwas außerhalb von Speyer befindet sich das Technik Museum, das auf einer großer Innen- und Freifläche besondere Konstruktionen aus dem Fahrzeug- und Flugzeugbau zeigt. Das gesamte Museumsareal ist barrierefrei befahrbar. Lediglich ein geringer Teil der Ausstellungsfläche und einige begehbare Ausstellungsstücke sind nicht barrierefrei. Ein Spaß für Groß und Klein ist das Sea Life Speyer mit Riesenaquarium und mehr als 3000 Bewohnern, darunter Seepferdchen, Muränen und Riffhaie. Die faszinierende Wasserwelt ist barrierefrei ausgebaut und verfügt über zwei Fahrstühle zu allen Ebenen.
Verschnaufpause in der cittaslow
Gut 20 Kilometer Luftlinie entfernt von Speyer liegt die „cittaslow“ Deidesheim, Mitglied der internationalen Vereinigung der lebenswerten Städte. Hier hat man sich der Entschleunigung und Verbesserung der Lebensqualität verschrieben und macht diese Maxime auch zum Programm für Menschen mit persönlichen Einschränkungen. Viele Freizeit- und Erlebniseinrichtungen, Stadtführungen, Unterkünfte, Restaurants, Weingüter oder der Winzerverein Deidesheim sind ausgerichtet auf die Bedürfnisse älterer Menschen, Familien mit Kleinkindern oder z. B. auch Rollstuhlfahrern und sorgen für einen angenehmen Aufenthalt.