Viele Menschen haben schon einmal auf einem von Michael Thonet entworfenen Möbelstück gesessen, auch wenn ihnen das oft vielleicht gar nicht bewusst gewesen sein mag. Die Stühle des 1796 in Boppard am Rhein geborenen Tischlers sind weltweit verbreitet. Der Möbelhersteller hat Designgeschichte geschrieben und seine Geburtsstadt widmet ihm eine umfangreiche Ausstellung im Museum in der Kurfürstlichen Burg.
Der Tischler experimentierte mit verschiedenen Techniken
Stühle mit Sitzgeflecht, Schaukelstühle und andere Möbel aus gebogenem Holz erzählen dort von der Erfolgsgeschichte des von Ehrgeiz und großem Erfindergeist getriebenen Mannes. In der Tischlerei, die Michael Thonet 1819 in Boppard von seinem Vater übernommen hatte, experimentierte er schon früh mit Techniken, die außerhalb seines Handwerks lagen. Er kochte Furnierstreifen in Leim, bog sie anschließend mit Biegeformen und fertigte daraus Möbel. Das Ergebnis begeisterte auch den österreichischen Staatskanzler Fürst Metternich. Er lud ihn nach Wien ein, wo Michael Thonet ab 1842 auch arbeitete.
Kaffeehausstuhl machte ihn berühmt
Großen Erfolg hatte Thonet mit seinem Stuhl Nr. 1, den er 1849 entworfen hat: Ein einziges Bugholzelement bildet die Hinterbeine und den Rückenbogen. Außerdem hat er eine weitere Holzschlaufe in den Rücken eingesetzt. Dieses elegante Modell lieferte er an den Fürsten von Schwarzenberg, der damit sein barockes Gartenpalais in Wien ausstattete.
Etwa zur selben Zeit entwickelt Michael Thonet das Modell Nr. 4 für das Café Daum am Kohlmarkt, der später als Wiener Kaffeehausstuhl bekannt wurde. Fortan gehörten auch gewerbliche Großabnehmer zu seinen Kunden und als es ihm 1856 gelang, massive Hölzer mittels Wasserdampf zu biegen, konnten seine Stühle mit Hilfe dieser sogenannten Bugholzproduktion nahezu industriell gefertigt und vor allem platzsparend verpackt werden. So gelangten schon früh die Produkte des am Rhein geborenen Tischlers in die Vereinigen Staaten und weitere Länder der Welt.
Das Museum in Boppard zeigt in seiner Thonet-Ausstellung diese Erfolgsgeschichte. Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen, vom 24. Dezember bis zum 6. Januar 2023 ist das Museum geschlossen. Führungen kann man über die Tourist Information Boppard buchen, Telefon 06742/3888.
Weitere Informationen unter www.rlp-tourismus.de/romantischer-rhein und www.rlp-tourismus.com/de/infosystem/infosystem/Tourist-Information-Boppard