Heute kann man vielerorts in Rheinhessen köstlichen Winzersekt genießen, doch das war natürlich nicht immer so. Peter Gimbel, Kellermeister des Mainzer Kurfürsten, erlebte seinen ersten prickelnden Genuss Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich. Er war hingerissen davon und machte sich nach seiner Rückkehr sogleich daran, dieses Geschmackserlebnis auch in seiner Heimat zu ermöglichen – und zu übertreffen. Er experimentierte nach französischem Vorbild und kreierte den ersten rheinhessischen Winzersekt.
60 Keller in sieben Etagen
Der „schäumende Wein“ entwickelte sich zum beliebten Getränk, die Nachfrage stieg. Deshalb gründete Christian Adalbert Kupferberg 1850 die „Fabrication moussierender Weine“ in Mainz am Rhein. Die Kellerei wuchs rasant und die vorhandenen mittelalterlichen Keller im Kästrich, einer Anhöhe über der Stadt, wurden zu klein. Seine Söhne erweiterten die Produktionsanlagen in großem Stil und bauten 1888 eine Kelleranlage, die schließlich 60 Keller in sieben Etagen unter der Erde umfasste.
Traubensaal als Meisterwerk des Jugendstils
Die Produktion ist längst ausgelagert. Heute können Besucher dort eintauchen in die Unterwelt: Bei einer Führung lernen sie den historischen Fasskeller, die tiefsten Sektkeller der Welt und die Geschichte des Hauses kennen. Ein Highlight ist dabei der Traubensaal. Der Berliner Architekt Bruno Möhring hatte das Meisterwerk des Jugendstils, das mit Weinlaub, Trauben und Ranken geschmückt ist, für die Weltausstellung 1900 in Paris entworfen. Anschließend erwarb die Familie Kupferberg den Pavillon und ließ ihn originalgetreu in Mainz wiederaufbauen. Ein beliebter Ort für Trauungen und Veranstaltungen in historischem Rahmen, bei denen auch gerne mit einem Glas Winzersekt angestoßen wird. Die Kupferbergterrasse bietet darüber hinaus weitere schöne Räume für festliche Anlässe oder auch Tagungen und man kann sich auch im Restaurant verwöhnen lassen.
Erstes Bio-Sektgut Deutschlands
Der Winzersekt gehört bei vielen Weingütern inzwischen einfach dazu. Zu den besten Sekterzeugern Deutschlands zählt Volker Raumland in Flörsheim-Dalsheim: Als erstes reines Sektgut wurde es in den erlauchten Kreis des VDP, des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter, aufgenommen.
Mit der 2011 in Osthofen nahe Worms gegründeten Bio-Sektmanufaktur Strauch liegt auch die erste bio-zertifizierte Sektkellerei Deutschlands in der Region. In ihrer Manufaktur, die in der Regel täglich außer sonntags geöffnet ist, kann man mehr über die Philosophie des Winzer-Ehepaars erfahren.
Weitere Informationen unter www.rlp-tourismus.de/rheinhessen und www.rheinhessen.de/wein-und-genuss