(rpt) Die gute Nachricht vorweg: Einem unbeschwerten Urlaub in Rheinland-Pfalz steht nichts im Wege, denn auf Menschen, die im Rollstuhl sitzen, ist man gut eingestellt. Ganz gleich, ob man kulturell interessiert ist oder aktiv draußen unterwegs sein will: Die Auswahl ist groß und die Möglichkeiten, die vielen Facetten des Bundeslandes kennenzulernen, unzählig. Herzlich willkommen im Südwesten!
Koblenz, die Stadt an Rhein und Mosel, lockt hoch hinauf mit der barrierefreien Seilbahn, um den herrlich weiten Ausblick ins Welterbe Mittelrheintal zu genießen und um die eindrucksvolle Festung Ehrenbreitstein zu besichtigen. Das Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert ist ein Musterbeispiel für Barrierefreiheit. Dank Rampen, Aufzügen und Rollstuhl-Liften ist nahezu jeder Ort auf dem Gelände befahrbar. Die Einladung einer barrierefreien Besichtigung gilt ebenso für die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Es empfiehlt sich ein Abstecher ins Mittelrhein-Museum mit Exponaten aus 2000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte. Barrierefrei für Rollstuhlfahrer ist auch das Arp Museum im knapp 50 Kilometer entfernten Remagen, wo die moderne Kunst einen besonderen Fokus auf Dadaismus und Surrealismus legt.
Kunst- und kulturhistorisch Interessierte finden in der Landeshauptstadt Mainz viele Anlaufstellen. Unter anderem empfiehlt sich das Landesmuseum Mainz. Die Sammlungen mit Exponaten aus der Vorgeschichte, dem Mittelalter bis hin zur Moderne wurden allen Besuchern zugänglich gemacht. Sämtliche Objekte sind stufenlos oder über flache Rampen erreichbar. Es gibt Fahrstühle, per Knopfdruck zu öffnende Türen und vieles mehr, was den Museumsbesuch besonders angenehm macht. Zu den sehenswerten Städten in Rheinland-Pfalz gehört selbstverständlich die Römerstadt Trier mit der imposanten Porta Nigra als Wahrzeichen. Hier sind einige historische Bauwerke mit Rollstuhl zugänglich. Darüber hinaus zeigt sich das Rheinische Landesmuseum besonders barrierefrei, stellt leihweise Rollstühle zur Verfügung und ermöglicht den Besuch der Ausstellungsräume unkompliziert über Aufzüge.
Speyer beeindruckt mit römischer und jüdischer Geschichte sowie Museen für die ganze Familie. Wer sich die hübsche Altstadt anschaut, wird magisch vom Dom angezogen und gelangt im Rollstuhl über das Portal auf der Südseite hinein in diese imposante romanische Kathedralkirche. Weitere Kirchen, wie etwa die St. Josefs Kirche und die Gedächtniskirche, sind ebenfalls barrierefrei zugänglich. Als Museen empfehlen sich das Historische Museum der Pfalz mit kulturhistorischen Sammlungen von der Urgeschichte bis zur Gegenwart sowie das Technikmuseum am Flugplatz Speyer und das Sealife-Center, die auf Besucher im Rollstuhl oder mit Kinderwagen gut eingestellt sind.
Landschaftliche Reize – Genuss für jedermann
Am besten lernt man die Natur kennen, wenn man sich in ihr bewegt. Es gibt zahlreiche Wander- und Radwanderwege in Rheinland-Pfalz, die aufgrund ihrer Beschaffenheit bestens für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Bei der Wahl der Route hilft der Tourenplaner (www.tourenplaner-rheinland-pfalz.de). Hier kann man gezielt suchen und prüfen, ob die avisierte Tour hinsichtlich Länge, Dauer, Anspruch und Höhenprofil passt. Ideal sind steigungsarme Strecken auf asphaltierten Wegen. Viele davon führen an Flüssen entlang oder wurden als ehemalige Bahntrassen zu Radwegen ausgebaut. Ein lustiges Vergnügen ist die Fahrt in einer Draisine auf stillgelegten Bahngleisen durch das malerische Glantal. Draisinen gibt es als Kombination im Tret- und Handbetrieb. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die klassischen Gefährte barrierefrei umzurüsten, so dass Rollstuhlfahrer passiv mitfahren können.
Für unvergessene Naturerlebnisse sorgen auch Ausflüge in die Nationalparks. Im 2015 eröffneten Nationalpark Hunsrück-Hochwald finden von Rangern begleitete Touren statt, die mit Rollstuhl machbar sind. Bei Bedarf können so genannte Swiss-Tracs zugebucht und vor den Rollstuhl gespannt werden. Besonders gut eingestellt auf Besucher mit Handicap ist der Nationalpark Eifel. Es gibt begleitete Touren sowie Empfehlungen zu Wanderwegen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit mit Rollstuhl oder Kinderwagen gut zu bewältigen sind. Die Website des Nationalparks in der Eifel informiert umfassend über barrierefreie Angebote.
Spaß mit der ganzen Familie
Wohin, wenn die Kids Abenteuer und Abwechslung suchen? Vielleicht in den Wildpark Bad Marienberg im Westerwald mit mehr als 20 Tierarten, darunter Alpakas, Wisente, Nandus, Rot- und Schwarzwild. Rollstuhlfahrer kommen gut zurecht auf den ebenerdigen Spazierwegen. Auf dem Spielplatz gibt es eine Schaukel, die auch für Kinder im Rollstuhl geeignet ist. Nur wenige Kilometer entfernt befindet sich der Tertiär- und Industrie-Erlebnispark Stöffel. Neben historischen Industriebauten zur Basaltverbreitung können das Tertiärum, ein Museum, das Fossilien im Original zur Schau stellt, besichtigt und Mitmachangebote wahrgenommen werden. Der „Stöffel“ ist sehr gut für Rollstuhlfahrer zugänglich. Weitere ausgewählte Ausflugstipps für einen abwechslungsreichen Urlaub mit Familie: Das Kupferbergwerk Fischbach hat den ebenerdigen Bergstollen für Rollstuhlfahrer zugänglich gemacht. Der Dinosaurierpark Ernzen in der Nähe von Trier öffnet zwischen April und November und zeigt mehr als 140 Dinoarten als lebensnahe Modelle in Originalgröße. Mit Kinderwagen ist der Rundweg gut und für Rollstuhlfahrer mit Begleitung ebenfalls weitgehend gut zu bewältigen.
Viele weitere Freizeitangebote lassen sich auf den Seiten der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, www.rlp-tourismus.de/barrierefrei, recherchieren. Neben Ausflugszielen, Regionen und Restaurants sind auch Übernachtungsanbieter gelistet, die für Rollstuhlfahrer bzw. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen geeignet sind. So lässt sich die Reise komfortabel und orientiert an den Bedürfnissen planen, und die Weichen für einen unbeschwerten und erlebnisreichen Urlaub sind gestellt.